Der Beobachter von Charlotte Link
Der Roman „Der Beobachter“ von
Charlotte Link wurde 2011 im Blanvalet Verlag erstmals veröffentlicht. Im Jahr
2015 wurde der Spielfilm zum Buch in der ARD ausgestrahlt.
Inhalt: Samson Segal ist arbeitslos.
Doch anstatt nach einem geeigneten Job zu suchen, verbringt er den Tag damit,
sich mit dem Leben anderer zu beschäftigen, indem er sie beschattet. Nach und nach
träumt er sich an die Seite einer Frau, die für ihn unerreichbar ist, bis zu
dem Punkt, als das Leben dieser Frau einen unerwarteten Verlauf nimmt. Ein
Mörder scheint seine Befriedigung nicht stillen zu können und unaufhaltsam zu
töten, bis ihm ein Fehler unterläuft, der ungeahnte Folgen hat. Auch für das
Leben von Samson …
Charlotte Link, ja, von ihr
stehen ein paar Bücher im Regal meiner Mutter. Ich suchte nach einem Buch, dass
es schaffen könnte, mir einen Nervenkitzel zu verschaffen, weshalb mir dieses
in die Hand gedrückt wurde.
Anfängliche Startschwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden ergaben sich für mich, da das Buch einen allwissenden Erzähler hat, der mich keinem der Charaktere wirklich näherbringen konnte. Auch der Wechsel zwischen den Personen und Orten erschwerte es mir zunächst dem Erzählstrang ungehindert zu folgen. Die Sprünge lassen den Leser jedoch aus vielen verschiedenen Perspektiven die Geschehnisse betrachten, wodurch man immer mehr selbst zum Beobachter wird.
Obwohl mich keiner der Charaktere
an sich binden konnte, wollte ich weiterhin etwas über ihr Leben erfahren und
sehen, wie sie mit ihren großen, aber auch kleinen Problemen umgehen. Spannend
war auch, dass man zu Anfang nicht wusste, in welchem Zusammenhang die Figuren
miteinander stehen würden, doch Charlotte Link schafft es sie nach und nach
geordnet miteinander zu verknüpfen und es nicht unlogisch erscheinen zu lassen.
Oft sind mir Begegnungen zwischen Personen zu weit hergeholt. In diesem Fall
fühlten sich diese allerdings stimmig an.
Für meinen Geschmack fehlte der
Geschichte zu Beginn ein wenig Dynamik, die sie in der Mitte zu viel hat,
dadurch, dass zu schnell die „Lösung“ preisgegeben wird und alles, was wichtig
dafür ist zu schnell direkt nacheinander geschieht. Gerne hätte ich noch ein
wenig länger im Dunkeln getappt und weiter gerätselt, in welcher Verbindung die
Ereignisse und Personen zu einander stehen. Denn direkt in den ersten zwei
Kapiteln ergeben sich zwei große Fragezeichen, die einen durch den faden Anfang
ziehen.
Wer sind die Unbekannten, aus dessen Leben man einen kurzen, jedoch einschneidenden Abschnitt mitbekommt? Sind es überhaupt mehrere oder wird von der gleichen Person geschrieben?
Wer sind die Unbekannten, aus dessen Leben man einen kurzen, jedoch einschneidenden Abschnitt mitbekommt? Sind es überhaupt mehrere oder wird von der gleichen Person geschrieben?
Link hat einen sehr flüssigen
Schreibstil, der einen auch durch trockenere Phasen des Buches gut durchbringt,
weshalb ich schneller als gedacht, die langwierigeren Passagen lesen konnte. Im
Nachhinein empfinde ich auch den allwissenden Erzähler als eine gelungene
Perspektive. Denn, wenn es um Mord und Todschlag geht, ist es sinnvoll eine
gewisse Distanz zu wahren, damit man die Dinge noch objektiv betrachten kann,
was auch Inspector Peter Fielder nach all den Jahren in seinem Beruf
schwerfällt. So habe ich mich, zumindest für meinen Teil, ein bisschen in ihm
wiedergefunden, als ich mir Gedanken machte, wer für mich ein Verdächtiger
wäre. Also kein Beruf für mich, da ich wahrscheinlich viel zu sehr nach
Sympathie gehen würde … 😇
Für mich war es daher auch
überraschend, wer denn nun wirklich die Guten und wer die Bösen in dem Ganzen
sind, auch wenn die Auflösung wie gesagt, früher als gedacht kam.
Fazit: Einen Nervenkitzel hat mir das Buch zumindest phasenweise verschafft und ich würde nicht nein sagen, noch einmal einen Roman von Charlotte Link in die Hand zu nehmen. Lust auf den Spielfilm habe ich auch bekommen. Am interessantesten scheint für mich die Frage zu sein, welche Charaktere nehmen viel Platz ein und welche eher wenig? Mich persönlich würde es freuen, wenn der Titel mehr zur Geltung kommen würde und somit auch seine Person mehr in den Vordergrund gerückt wird. Ich bin gespannt …
Herzen💖: 4/5
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